Samstag, 12. November 2011

Post III - Assoziationen


Die wohl meist gebrauchten Symbole im Bezug zur Freimaurerei sind der Zirkel und das Winkelmass, welche gegenübergestellt als Sinnbild der Freimaurerei dienen. Nebst der Maurerkelle sind dies die Erkennungsmerkmale eines Freimaurers. Historisch stammend von der Bauhütten-tradition, zur Zeit der grossen Dombauten, wurden diese Utensilien der Maurer als offizielle Symbole anerkannt und sind heute noch in den Grosslogen vertreten.

Burkhardt Gorissen kann sich nicht stark mit diesem Symbolismus identifizieren und "witzelt" häufig über jene Symbole. Eigentlich ist diese Eigenschaft sehr untypisch für Freimaurer, welche für gewöhnlich stark an Sinnbildern und Ritualen anbinden.
-> Gorissen sieht den Sinn des Freimaurertums hinter den Taten, anstatt sich mit banalen Symbolen zufrieden zu stellen.

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Vorwort * "Ich war Freimaurer" von Burkhardt Gorissen

Bücher über Freimaurerei sind nichts ungewöhnliches, davon gibt es etliche, die in Bibliotheken verstauben. Entweder handelt es sich um Jubelarien (von Freimaurern selbst), freundliche wissenschaftliche Betrachtungen (von der Freimaurerei unterstützt) oder sogenannte Verräterbücher und Verschwörungstheorien. Letztere sind besonders beliebt, weil sie sich wie Reality-Krimis lesen. Der Autor bewegt sich damit auf sicherem Terrain. Er erreicht einen schon im voraus festgelegten Fankreis und kann im Reich des Spekulativen Luftschlösser bauen. Die Freimaurer halten nur halbherzig dagegen. Seit Jahrhunderten leben sie gut von Geheimniskrämerei und öffentlicher Spekulation. Bücher wie „Illuminati" oder „Sakrileg" sorgen für Publicity, und die wiederum bringt neue Mitglieder. Ihre Hochzeit hat die Freimaurerei längst hinter sich, die Mitgliederzahl ist stark rückläufig, die Logen sind überaltert. Der Altersdurchschnitt liegt im Mittel bei 62 Jahren, die Freimaurer schönen ihrerseits diese Zahl. Inzwischen unternimmt man viel, um die „diskrete Gesellschaft" populärer zu machen. Öffentliche Gross-Veranstaltungen wie der „Kulturpreis der Deutschen Freimaurer" sollen dazu beitragen. An ihrem Status ändert das wenig. Das dunkle Geheimnis dieser Bruderschaft bleibt. Einerseits steht sie da, als geschichtliche Grösse, andererseits als Club, über dessen Existenz viele erstaunt sind. Das Urteil über die Freimaurerei fällt entsprechend zweischneidig aus: Weltverschwörer oder Biedermänner? Wer die deutschen Logen und Grosslogen von innen kennt, wird zu Recht daran zweifeln, dass ein Verein, in dem wohlmeinendes Kleinbürgertum und die Jagd nach Posten, Anerkennung und Orden vorrangig sind, die Geschicke der Welt lenkt. Wir sprechen hier, um keinen Irrtum aufkommen zu lassen, von der Freimaurerei, die für jedermann zugänglich ist. Diese wäre ja nur dann geheim, wenn sie weder im Telefonbuch zu finden wäre, noch in Internet-Auftritten bunte Bildchen von ihren Tempeln präsentierte oder öffentliche Informationsabende veranstaltete. Wie könnte eine wirklich einflussreiche Persönlichkeit in einer solchen Gesellschaft ohne Wissen der Öffentlichkeit tätig sein?
Freimaurer kokettieren gern mit ihrer obskuren Vergangenheit und bezeichnen sich als „Gesellschaft, die ein Geheimnis hat", oder reden von der „Verschwörung zum Guten". Gern genommen wird auch die Bezeichnung „Kinder der Aufklärung". Gemeint ist damit der hochtrabende Anspruch, den Menschen „von der Last der Vorurteile" zu befreien, wie es in einem Ritualtext heisst. Doch die Misere der Gegenwart bestand nicht immer. Untersucht man die historische Bedeutung dieser Gruppierung, muss von einer einflussreichen Gesellschaft gesprochen werden. Freimaurer wie Washington, Voltaire, Rousseau, Danton, Robespierre, Friedrich der Grosse, Goethe, Mozart, Rathenau, Stresemann und andere Grössen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur gehörten zu den einflussreichsten Figuren ihrer Zeit. Die Liste der Prominenten ist lang und liest sich wie ein „Who's who" der Weltgeschichte. In Freimaurerkreisen ist man in einer Zeit des Mangels stolz auf diese Tradition. Nach wie vor fühlt man sich als Elite, obwohl selbst Promis der B- und C-Kategorie in den eigenen Reihen seltener sind als weisse Raben. Ob und inwieweit früher in Logen grosse Politik gemacht wurde, lässt sich im nachhinein nicht zweifelsfrei feststellen. Dennoch ist wahrscheinlich, dass beispielsweise die freimaurerischen Väter der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung nach ihren Tempelarbeiten kaum über das Wetter oder die Goldlitzen an ihren Ordensbändern gesprochen haben. Ebenso darf man davon ausgehen, dass sich die Mächtigen dieser Welt immer in Einflusszirkeln getroffen haben und treffen, zu denen Normalbürger keinen Zutritt finden. Ein solcher Zirkel ist dann wirklich eine völlig geheime Gesellschaft. Die Verschwörungsakrobaten aller Länder und Zungen könnten sich in alle Himmelsrichtungen verrenken, ohne nur einen Hauch davon mitzubekommen. Nein, es lässt sich nicht von der Hand weisen, die Freimaurerei der früheren Jahrhunderte besass den Charme und Charakter einer wirklichen Geheimgesellschaft. Beides haben die Logen, die landläufig nahezu alle als eingetragene Vereine fungieren, längst eingebüsst. Sie sind nicht einmal der Soufflierkasten des grossen Welttheaters. Natürlich machen sie sich schön und verbreiten ihr Humanitätsvokabular in Zeitungsannoncen oder lassen sich in Wissenschaftsmagazinen als „diskrete Gesellschaft" abfeiern. Geheimniskrämerei macht interessant. Und ist nicht doch ein Körnchen Wahrheit daran? Stimmt es nicht, dass der italienische Freimaurerbund den Papst stürzen wollte? Dass die Freimaurerei Säkularisierung und Laizismus will und relativistische Forderungen durchsetzt? Dass die italienische Geheimloge P2 nicht nur freimaurerische Rituale, sondern auch ihre verbrecherischen Geschäfte - bis hin zum Mord - durchgeführt hat? Es stimmt. Auch wenn jeder Freimaurer bei diesen Fragen ins Schlingern gerät und mit absurden Erklärungen aufwartet wie: Loge und Freimaurer seien keine geschützte Begriffe. Die Freimaurerei hält sich heilig. Interessant bleibt, weshalb diese Bruderschaft heute im Niemandsland der Geschichte vor sich hindümpelt. Ich meine, das ist leicht zu erklären: Der „Geist der Macht" hat sich aus der Freimaurerei zurückgezogen. Übrig blieb eine Larve, jene sichtbare, heute für jedermann zugängliche Maçonnerie. Verschwörungstheoretiker würden sagen: perfekte Tarnung. Vielleicht.
Der Aussenstehende besitzt nichts anderes als seine Kenntnisse von niedergeschriebenen Berichten und Zitate von Zitaten von Zitaten. Fassen lässt sich nur, was einem selbst wiederfährt. Nur wer selbst als Suchender mit verbundenen Augen in den Tempel geführt oder aus dem Sarg erhoben worden ist, weiss, wie das ist. Nur wer selbst beim Eintritt in den 30. Grad die Säulen-Pforte umgekippt hat, um, wie es im Ritualtext heisst, symbolisch zu erfahren, dass jede Form der Religion und Philosophie zusammenbrechen wird, weiss, wie das ist. Erst, wer im 32. Grad sieht, wie die Bilder von Zarathustra, Buddha, Sokrates, Mohammed und Jesus beliebig nebeneinandergestellt werden, spürt etwas von der freimaurerischen Diktatur des Relativismus. Sagen lässt sich nur, was man mit eigenen Augen gesehen, am eigenen Leib erfahren und getan hat, als man in dieser Welt war. Das alles lag auf meinem Weg, das alles habe ich beschrieben. Mein Hauptaugenmerk galt meiner Bekehrung zu Jesus Christus. Freimaurerei spielt nur insoweit eine Rolle, als ich als Grossredner der grössten deutschen Grossloge, der „Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland", diese Freimaurerei in Reden, Referaten und Artikeln präsentiert und repräsentiert habe und als Hochgradfreimaurer in jene vermeintlich geheimnisumwitterte Welt eingetaucht bin, die sich bei näherer Betrachtung als Banalitätenkabinett und Jahrmarkt der Eitelkeiten entlarvte. Dass die meisten meiner ehemaligen Brüder meinen Schritt zu Gott hin kaum nachvollziehen können, habe ich anhand der Reaktionen gemerkt, die nach meinem Austritt erfolgten. „Willst du jetzt Weihwasser trinken?" „Willst du dich kastrieren lassen?" „Kirche ist Mittelalter." Diese Aussagen gab es. In der Mehrzahl waren sie nicht. Es gab viele Anrufe, E-Mails und Briefe, Rückholaktionen, freundliche Überredungsversuche, ernste Mahnungen. Ein anonymer Anruf hat mich kurzzeitig etwas stutzig gemacht: „Den Verrat liebt man, aber nicht den Verräter. Du weisst, was mit Verrätern passiert?" Wir werden später noch auf den Freimaurerischen Eid zu sprechen kommen, in dem der Aufgenommene gelobt, sich eher die Kehle durchzuschneiden, als Verrat zu üben. Für einige Freimaurer, deren Denken bedauerlicherweise in recht überschaubaren Bahnen verläuft, wird alles zum Verrat, was nicht nach Propagandschaft klingt. Ins Schwanken bringen konnte mich das alles nicht. Dieses Buch ist kein Verräter-, sondern ein Bekenntnisbuch. Insofern hoffe ich, dass nicht nur viele meiner ehemaligen Brüder meinen Weg zu Jesus Christus akzeptieren, sondern ihm folgen. Was für mich galt, gilt auch für andere: Das wahre Licht wird erst sichtbar durch tiefe Gotteserfahrung. Das ist, was ich jedem wünsche, der sich auf einem Irrweg befindet.
Insofern ist dieses Buch eine intensive Auseinandersetzung mit der Freimaurerei, wie sie von seiten der Brüder immer gefordert wird. Eine Auseinandersetzung kann man allerdings nur dann führen, wenn alle Parteien offen sind und nicht unter Massgabe unsinniger Arkana Geheimnistuerei betreiben. Damit, dass Aussenstehende mehr über die Freimaurerei sagen dürften als die Freimaurer selbst, kokettieren verschiedene Grossmeister seit Jahren. Warum sagt man es nicht selbst? Vielleicht, weil man von den Verschwörungstheorien profitiert? Dabei wäre es für einen Enthüllungsjournalisten furchtbar einfach, sich Zugang zu einem Freimaurereitempel zu beschaffen. Wie, zeigt das Kapitel „Der Do-it-yourself-Freimaurer".
Ganz sicher ist die Freimaurerei längst nicht so wichtig, wie sie sich selber nimmt. Als Hans Küng 2007 beim Kölner Grosslogentreffen den Kulturpreis der Deutschen Freimaurer verliehen bekam, bequemte sich gerade mal die dritte Garde der Lokalpolitik zur Preisverleihung. Landes- oder gar Bundespolitiker hielten sich weit entfernt von der Hinterhofbühne der Freimaurerei. Die Presse war nur spärlich vertreten, das Fernsehen überhaupt nicht. Ähnlich verhält es sich bei allen freimaurerischen Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, Rezitations- oder Liederabenden. Jede Vernissage einer Vorstadtsparkasse stösst auf breitere Resonanz. Dennoch hält sie viel von sich: „Als diesseitsorientierte Freundschaftsbünde mit primär ethischer Zielsetzung sind Logen und Grossloge keine Religionsgemeinschaften und bieten folglich auch keinen Ersatz für Religion an." Phrasendrusch dieser Art findet man zuhauf auf der offiziellen Website der Grossloge der „Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland". Er wird von unzähligen Freimaurermündern unhinterfragt wiedergekäut. Nicht unwichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die Freimaurerei entgegen ihrer landläufig bekannten Propaganda sehr wohl religiöse Wurzeln hat und durchaus Dogmen kennt.
Abgesehen davon, dass die Freimaurerei sich wie ein Chamäleon ins Schaufenster der Weltgeschichte stellt, wirken ihre Selbstdarsteller mitunter grotesk. So sieht der Grossmeister der Vereinten Grosslogen auf der Homepage aus wie ein Büsser, dem die Aura verrutscht ist. Seine grinsende Gestalt ist umhüllt von gleissendem Licht. Ein schlecht nachgeahmtes Heiligenbild. Bruder Tucholsky hätte für derartig offen zur Schau getragenen Biedersinn nicht einmal ein Spottgedicht übrig gehabt.
Wenn der Satz stimmt, dass viele Wege nach Rom führen, führte meiner über die Freimaurerei. Damit verbunden etliche Irrwege. Vielleicht kann dieses Buch Entscheidungshilfe zur Selbstfindung sein, nach der viele Menschen heute suchen. Der Mystiker Angelus Silesius drückt das in einem knappen Vers so aus: „Mensch, werde wesentlich, denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht." Diese göttliche Sentenz beschäftigt mich, seit ich sie mit 14 in einem Lesebuch las. Jahrzehnte später hörte ich sie im Meisterritual. Die geheime Bruderschaft, die in all ihren Irrtümern, Nachbildungen und Verballhornungen auch diesen Spruch für sich ausbeutet, führt leider nicht zu höherer Erkenntnis. Der Suchende erlebt nichts ausser bitteren Enttäuschungen. Immer wieder betritt er einen leeren Raum - begleitet von geheimen Meistern, die zwar keine Gold-, dafür aber Sprüchemacher sind. Schwer wiegt hingegen Lessings Spruch: „Freimaurerei war immer". Doch den Weg zum persönlichen Heil bietet dieser Club der toten Dichter nicht. Eine Umkehr, die Freimaurer mit Verweis auf „ihren" Johannes den Täufer gerne anführen, ist undenkbar. Metanoia im christlichen Sinn meint auch etwas anderes: den Aufbruch zu einem radikalen und totalen Bewusstseinswandel. Davon möchte ich berichten.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes habe ich die Namen abgeändert, bis auf diejenigen, die in der Öffentlichkeit bekannt sind. Verschweigen will ich nicht, dass die Trennung von der Freimaurerei sowie das Schreiben dieses Buches zähes Ringen erforderte und die Kraft des Gebets. Deshalb will ich an dieser Stelle besonders all jenen danken, die für mich gebetet haben.

Quelle:
Vorwort: "Ich war Freimaurer" von Burkhardt Gorissen, Weltbild-Verlag